Klimagerecht in die Zukunft – Klimaschutz von der Idee zur Praxis

Um sich zu den Klimaschutzpotentialen für kirchliche Einrichtungen, Klimaneutralität und CO2-Bepreisung an den Praxisbeispielen digitale Veranstaltung, Mobilität, Wärmeversorgung und innerkirchliche Bepreisung auszutauschen und zukünftige Handlungsoptionen zu diskutieren, nahmen die Multiplikator:innen am 22.11. 2021 an der digitalen Schulung teil.

 

Den Auftakt der Schulung gab die Fernsehmoderatorin und Journalistin Janine Steeger zum Thema „Klimaschutz – was macht uns Mut zum Handeln?“ Janine Steeger, Gründerin von FutureWoman, ist seit gut 10 Jahren überzeugte Kämpferin für Nachhaltigkeit. Ihr Fokus liegt darauf, andere Menschen durch ein positives Vorleben von Nachhaltigkeit zu motivieren und zu ermutigen, einen nachhaltigen Lebensstil auszuprobieren und Individualität zu erlangen. In ihrem Vortrag berichtete sie von ihren persönlichen Erfahrungen, zum Beispiel vom Umstieg von Auto auf Lastenrad. In den Nachfragen wurden Themen vertieft diskutiert wie die Beeinflussung des eigenen CO2-Fußabrucks durch Lebensveränderung, die Einschätzung politischen Wirkens auf schnelle Änderungen und der Mobilitätswandel in ländlichen Regionen.

Es folgte ein Impuls von Dr. Oliver Foltin (FEST) zum Thema „Was heißt Klimaneutralität und welche Ansätze und Modelle gibt es in Kirche und kirchlicher Wohlfahrt?“ Dr. Oliver Foltin ist stellvertretender Leiter und Umweltmanagementbeauftragter der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg. Als Leiter des Projektbüros Klimaschutz der EKD ist er Experte für Umwelt- und Klimaschutzkonzepte und nachhaltige Initiativen im kirchlichen Raum.

In seinem Vortrag umriss er die Themengebiete Klimaneutralität vs. Treibhausgasneutralität, Vermeidung, Reduktion und Kompensation von Treibhausgas-Emissionen. Die Teilnehmenden hatten anschließend Gelegenheit, Dr. Foltin Fragen zu stellen. Unter anderem wurde die Bedeutung der Reduktion anderer Treibhausgase, wie z.B. Methan und Lachgas, sowie Konflikte durch Klimaschutzmaßnahmen und Auflagen des Denkmalschutzes bei der Dämmung und Sanierung von Kirchen diskutiert. Mit diesem inhaltlichen Fundament gestärkt gingen die Teilnehmenden in die nächste Runde.

Die Präsentation von Dr. Foltin können Sie hier einsehen.

Nach einer kurzen Pause folgten Rike Schweizer und Claudia Tober mit der Vorstellung des Themas „CO2-Bepreisung und Kompensation - Unterschiedliche Ansätze und ihre Wirkung auf den kirchlichen Klimaschutz“. Rike Schweizer führt fast seit Gründung der Klima-Kollekte die wissenschaftliche Begleitung durch und ist Expertin für CO2-Bilanzen und Öffentlichkeitsarbeit. Claudia Tober ist Geschäftsführerin der Klima-Kollekte und blickt auf eine langjährige Erfahrung im Bereich Sustainable Finance und im nachhaltigen Finanzmarkt. Nach den Grundsätzen der freiwilligen CO2-Kompensation fokussierten sich die Referentinnen auf die neue Debatte des staatlichen CO2-Preises, dessen Bildung, Ausgestaltung, Höhe, wie auch die Verwendung. Sie gingen auf die Handlungsmöglichkeiten kirchlicher Akteure ein und stellten insbesondere die Klimaschutzgesetze der Nordkirche und EKBO vor. Außerdem gaben sie einen Ausblick zur zukünftigen CO2-Preisentwicklung, die gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutiert wurde.

Die Präsentation der Klima-Kollekte finden Sie hier zum Download.

In vier Kleingruppen konnten sich die Teilnehmenden intensiv mit folgenden Themen auseinandersetzen:

1. CO2-Bilanzierung von digitalen (Groß-) Veranstaltungen

Referentin Jana Rottmann vom 3. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) Frankfurt 2021 e.V ist Vorstandsassistentin und für das Programm in der Frankfurter Geschäftsstelle zuständig. Sie hat den 3. ÖKT erstmalig hybrid ausgestaltet und sich in diesem Prozess umfassend mit der Kompensierung digitaler Veranstaltungen befasst. In der Kleingruppe mit 10 Teilnehmenden berichtete Jana Rottmann ausführlich von der Planung und Umsetzung des 3. ÖKT, welcher ursprünglich als große Präsenzveranstaltung angedacht war. Mit Betonung der Relevanz eines Umweltengagements auch im Rahmen digitaler und dezentraler Veranstaltungen brachte sie den Teilnehmenden die Funktionsweise der CO2-Bilanzierung in verschiedenen Bereichen (Streaming, Home-Office, Websites und Printmaterialien) näher.

Die gemeinsame Diskussion in der Kleingruppe umfasste Möglichkeiten und Maßnahmen, Emissionen durch digitale statt analoge Veranstaltungen einzusparen und zu reduzieren. Intensiv wurden die Vorzüge digitaler und speziell hybrider Formate, besonders zur Verminderung des Materialverbrauchs und der Emissionen durch An-und Abfahrt, beleuchtet.

2. Nachhaltige Mobilität

Christian Schneider, Leiter des Jugendhilfeverbund St. Elisabeth vom Caritasverband für die Diözese Fulda e.V., berichtete in der Kleingruppe mit 22 Teilnehmenden von der Nutzung von Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung für den Eigenbedarf auf den Dächern von Gebäuden des Bistums Fulda. Dabei schilderte Schneider den Umstieg auf E-Mobilität auf Basis der installierten Photovoltaik-Anlagen. Er verwies auf die ökonomische Perspektive, die zeige, dass die Nutzung von Elektrofahrzeugen und Ökostrom aus eigener Gewinnung nicht nur klimaschonender, sondern auch kostengünstiger sei.

In der Diskussion reichten die Fragen von technischen Aspekten zu E-Kleinbussen, Ladestationen, Batterieleistung und Photovoltaik-Cloud-Systemen, bis hin zur Finanzierung von E-Mobilität, Lieferketten und dem ökologischen Fußabdruck von E-Autos.

Die Präsentation von Christian Schneider ist hier verfügbar.

3. Klimafreundliche Wärmeversorgung der Kirchengemeinde Lütau und weitere Beispiele aus der Nordkirche

Annette Piening ist Klimaschutzmanagerin im Umwelt- und Klimaschutzbüro der Nordkirche. Gemeinsam mit Olaf Dey aus dem Kirchenrat der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Lütau stellte sie am Beispiel der Kirchengemeinde Lütau eine mögliche klimafreundliche Wärmeversorgung vor.

Die dazugehörige Präsentation ist hier verfügbar.

4. Innerkirchliche CO2-Bepreisung: Strafsteuer oder Notwendigkeit für mehr verbindlichen Klimaschutz?

Dr. Jörn Budde ist Klimaschutzmanager im Umweltbüro der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und widmete sich in der Kleingruppe der CO2-Bepreisung im kirchlichen Raum.

Die Präsentation befindet sich hier.

Abschließend folgte eine kurze Bündelung der Ergebnisse der Kleingruppen und das Anlegen eines Stimmungsbilds durch das interaktive Tool Mentimeter. Die Mentimeter-Umfrage zum Thema "Was war Ihre wichtigste Erkenntnis?" können Sie hier einsehen.

 

Herzlicher Dank geht an Dr. Georg Hofmeister (vrk Akademie), die Referent:innen Dr. Oliver Foltin (FEST/Projektbüro Klimaschutz der EKD), Jana Rottmann (3. Ökumenischer Kirchentag Frankfurt 2021 e.V.), Christof Schneider (Caritasverband für die Diözese Fulda e.V.), Annette Piening (Umwelt- und Klimaschutzbüro der Nordkirche), Olaf Dey (Ev.-Luth. Kirchengemeinde Lütau), Dr. Jörn Budde (Umweltbüro der Evang. Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz) sowie an den technischen Assistenten Lukas Lennart.

Wir danken allen Teilnehmer:innen für den intensiven Austausch und die vielen Anregungen!

Die nächste Schulung für Multiplikator:innen findet voraussichtlich im Herbst 2022 statt.

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